Man soll/will/muss ja gelegentlich über den eigenen Tellerrad hinausblicken, deshalb heute: dritter
Besuch bei einem Kunden in Wuppertal.
Hier weiß
man noch nicht, dass die meisten Besucher einer Stadt diese zunächst aus dem Zugfenster
sehen und so präsentiert sich Wuppertal in grauer Trostlosigkeit. Die Marketingleute
setzen wohl auf den Überraschungseffekt - denn wenn man gaaaaaanz lange mit dem
Bus fährt, so dass man schon denkt, wirklich bald über die Wupper zu gehen,
dann entdeckt man tatsächlich schöne Ecken. Ich habe bei meinen drei Besuchen
schon ganze drei Stück gesehen, ziemlich dicht geballt in Wuppertal Cronenberg,
dessen Namensherkunft sich mir immerhin teilweise erschließt.
Tatsächlich
sollte Wuppertal eher Wupperberg heißen, denn die Steigungen bleiben auch
Nichtrauchern bestimmt länger in Gedächtnis und Muskeln als dieses eine Tal da
unten mit dieser Bahn, wo einmal dieser Elefant … ach was soll´s - Zurück zur Bahnfahrt.
An fast jeder Haltestelle werden Fluchtmöglichkeiten in andere Städte durchgesagt.
Die Wuppertaler jedoch scheinen zu ahnen, dass Mettmann nicht viel mehr als
einen schmackigen Namen zu bieten hat und so fahren sie mit schlechtsitzenden
Mundwinkeln an Bahnhöfen wie „Wuppertal Sonnborn“ vorbei. Innerlich lachen sie
bestimmt höhnisch auf.
Und
auf der Rückfahrt mit der S9 offenbarte sich mir dann noch ein Geheimnis: der Unterschied
zur 1. Klasse. Der Unterschied zwischen der ersten und der zweiten Klasse ist:
eine Tür. Die ist aus Glas, damit man den Pöbel noch sieht, und sie schließt
nicht ganz mit dem Rahmen ab, damit man den Pöbel noch hört - und dankbar ist,
für den übrigens klassenunabhängig überhöhten – Fahrpreis diese Glastür
bekommen zu haben. Übrigens sitzt man direkt hinter dem Lokführer, was bei
immerhin möglichen S-Bahn-Auffahrunfällen wohl ausgleichende Gerechtigkeit
bedeutet.
Ich
jedenfalls war froh, die drei schönen ecken Wuppertals hinter mir lassen zu
können, auf der Rückfahrt mal wieder in Velbert-Rosenhügel nach dem Rosenhügel Ausschau
halten zu können und mich zu freuen auf mein essen, mit seinen wogenden Kornfeldern,
dem dichten Baumbestand und den allseits glücklichen Menschen.