Mittwoch, 13. Februar 2013

Über die Wupper



Man soll/will/muss ja gelegentlich über den eigenen Tellerrad hinausblicken, deshalb heute: dritter Besuch bei einem Kunden in Wuppertal.

Hier weiß man noch nicht, dass die meisten Besucher einer Stadt diese zunächst aus dem Zugfenster sehen und so präsentiert sich Wuppertal in grauer Trostlosigkeit. Die Marketingleute setzen wohl auf den Überraschungseffekt - denn wenn man gaaaaaanz lange mit dem Bus fährt, so dass man schon denkt, wirklich bald über die Wupper zu gehen, dann entdeckt man tatsächlich schöne Ecken. Ich habe bei meinen drei Besuchen schon ganze drei Stück gesehen, ziemlich dicht geballt in Wuppertal Cronenberg, dessen Namensherkunft sich mir immerhin teilweise erschließt.

Tatsächlich sollte Wuppertal eher Wupperberg heißen, denn die Steigungen bleiben auch Nichtrauchern bestimmt länger in Gedächtnis und Muskeln als dieses eine Tal da unten mit dieser Bahn, wo einmal dieser Elefant … ach was soll´s - Zurück zur Bahnfahrt. An fast jeder Haltestelle werden Fluchtmöglichkeiten in andere Städte durchgesagt. Die Wuppertaler jedoch scheinen zu ahnen, dass Mettmann nicht viel mehr als einen schmackigen Namen zu bieten hat und so fahren sie mit schlechtsitzenden Mundwinkeln an Bahnhöfen wie „Wuppertal Sonnborn“ vorbei. Innerlich lachen sie bestimmt höhnisch auf. 

Und auf der Rückfahrt mit der S9 offenbarte sich mir dann noch ein Geheimnis: der Unterschied zur 1. Klasse. Der Unterschied zwischen der ersten und der zweiten Klasse ist: eine Tür. Die ist aus Glas, damit man den Pöbel noch sieht, und sie schließt nicht ganz mit dem Rahmen ab, damit man den Pöbel noch hört - und dankbar ist, für den übrigens klassenunabhängig überhöhten – Fahrpreis diese Glastür bekommen zu haben. Übrigens sitzt man direkt hinter dem Lokführer, was bei immerhin möglichen S-Bahn-Auffahrunfällen wohl ausgleichende Gerechtigkeit bedeutet.
Ich jedenfalls war froh, die drei schönen ecken Wuppertals hinter mir lassen zu können, auf der Rückfahrt mal wieder in Velbert-Rosenhügel nach dem Rosenhügel Ausschau halten zu können und mich zu freuen auf mein essen, mit seinen wogenden Kornfeldern, dem dichten Baumbestand und den allseits glücklichen Menschen.